Blog #16 „Schwanenliebe“

Blog #16 „Schwanenliebe“

Mai 22, 2022 Aus Von cscherer

Wir schreiben den 19.04.2022, das Osterfest ist vorbei, und im Kalender steht eine Woche Urlaub. Der Frühling hat uns schon fest im Griff und die Sonnengarantie ist die ganze Woche gegeben.

Bislang bin ich bzw. sind wir noch nicht ans Wasser gekommen. Somit steht leider etwas verspätet der erste Jahresansitz an. Wenn schon, dann aber richtig, denken wir uns und haben uns 4 Tage an einem Privatweiher in Rheinland-Pfalz angekündigt. 5 ha Wasserfläche für uns alleine, und bekannt ist uns das Gewässer schon vom letzten Jahr.

Es ist Dienstag morgen als ich mich um 8Uhr in mein vollgepacktes Auto setze, Navi und Mucke anschmeiße, und den Alltag endlich für 4 Tage hinter mir lasse. Die Laune ist bestens und ich freue mich Christian und Marian endlich wieder zu sehen. 45 Min. Fahrt liegen vor mir und ich treffe die Jungs pünktlich und wie verabredet auf dem Netto-Parkplatz. Es wird abgeklatscht und los geht’s im Konvoi Richtung Zielort. 2 Stunden Fahrt liegen vor uns und der erste Stau lässt baustellenbedingt nicht lange auf sich warten. Aber man nimmts gelassen, denn es besteht keinerlei Zeitdruck, denn wir haben alle Zeit der Welt, zumindest in dieser Woche.

11.30 Uhr haben wir den dortigen Angelshop erreicht, bezahlen die Gebühr und nehmen den Schlüssel für den Zugang zum Gewässer in Empfang. 12.00 Uhr stehen wir bei strahlendem Sonnenschein am Gewässer, und die Vorfreude könnte nicht größer sein. Die Angelstelle bietet unseren 3 Zelten ausreichend Platz, doch was ist das?! Ein Schwanenpaar hat sich direkt neben uns häuslich niedergelassen und ein großes Nest gebaut. Ein Ei können wir darin erspähen. Somit ist klar, dass wir uns mit Ihnen die nächsten 4 Tage arrangieren müssen, aber damit kommen wir klar, und sie hoffentlich auch. Einziges Manko ist, dass uns das Nest die Möglichkeit den Seitenarm des Gewässers zu befischen nimmt. Aber gut, so ist es nun mal.

Wir laden die Autos aus, bauen die Zelte auf, und ordnen unser Tackle. Das Boot wird ins Wasser gelassen und wir drehen eine Erkundungsrunde. Markante Stellen werden sich gemerkt und die einwandfreie Sicht bis auf den Grund ist an vielen Stellen gegeben, trotz 3-4 m Wassertiefe. Christian entscheidet sich die linke Hälfte zu befischen, Marian nimmt die Mitte und ich somit den rechten Bereich. Es ist so geil seit dem tristen Dezember 2021 endlich wieder die Ruten zu beködern und abzulegen. Durch Sicht bis auf den Boden ist beruhigend erkennen zu können, dass die Montagen sauber präsentiert sind. Gefüttert wird mäßig, denn das Wasser ist noch kalt, und wir sind unsicher ob die Karpfen schon in Fresslaune sind.

Um 15 Uhr sind alle 9 Ruten scharf und es darf der Platz im Stuhl eingenommen werden mit einem kühlen Bierchen in der Hand. Es gibt viel zu erzählen und als schneller Nachmittagssnack dient heute die 5-Minuten Terrine. Das ist ok, denn für heute Abend steht ein netter Grillabend an. Unser Schwanenpärchen ist relaxt. Das Weibchen bewacht das Ei, das Männchen ist teilweise sehr neugierig und kommt hin und wieder zu uns geschwommen um uns unter die Lupe zu nehmen. Die Schnüre im Wasser scheint er zu sehen bzw. zu spüren, und macht teilweise einen großen Bogen darum. Zum Glück, denn Schnur einsammeln und Kabelsalat wäre wirklich uncool.

Es ist Abend geworden, und die Pullis müssen ausgepackt werden. 6-8 Grad sind in der Nacht angekündigt, aber das sollte mit meinem offenen Zelt, der Liege und einem Schlafsack funktionieren. Herrlich aufs Wasser zu schauen, keinerlei Verpflichtungen zu haben, Bierchen zu trinken und dem Fleisch auf dem Grill zuzuschauen. Die Sterne tauchen auch schon langsam auf und die erste Nacht im Freien steht an. Fischkontakt leider Fehlanzeige und das soll in der ersten Nacht auch so bleiben.

Am nächsten Morgen werde ich von der Sonne geweckt und die Jungs kommen auch schon langsam in die Gänge. Brot, Eier, Brotaufstrich und Cappuccino werden vorbereitet, und es darf in den Tag gestartet werden. Die Nacht ohne Fischkontakt bringt allerdings zum Nachdenken, aber die Ruten werden liegen gelassen. Erst zum Abend hin ist ein Köderwechsel angedacht. In der Mittagssonne werden dann Hühnerherzen mit schön Zwiebel, Knoblauch und Rotwein zubereitet. Chefkoch, wie immer Marian, bittet nach 2 h Kochzeit zu Tisch. Im Anschluss gibt es einen ausgiebigen Mittagsschlaf. Herrlich, denn so etwas gönnt man sich unter der Woche nie, ist aber einfach klasse. Unsere Nachbarn beobachten wir ständig, und das Männchen ist eigentlich den ganzen Tag auf dem Weiher unterwegs. Zum frühen Abend hin steht der Köderwechsel an und nimmt bei 9 Ruten schon etwas Zeit in Anspruch, da jede einzeln ausgefahren wird. Auch dieser zweite Mittag brachte keinen Fisch und es wird alle Hoffnung auf die zweite Nacht gesetzt.

Am Abend gibt es lecker Burger und es wird viel über Schwäne recherchiert. Nun wissen wir, dass sie ein Leben lang zusammen bleiben und bis zu 40 Jahre alt werden können. 4-8 Eier können sie legen, und am zweiten Tag entdecken wir auch tatsächlich ein zweites Ei im Nest, welches gestern noch nicht vorhanden war. 22 Uhr ist Bettzeit und die Heizung kann nach überstandener erster Nacht definitiv im Auto bleiben. Morgens ab 4-5 Uhr ist die kälteste Zeit, aber spätestens ab 8 Uhr ist alles überstanden. Tja, und somit verlief auch die zweite Nacht ohne Fangerfolg, aber als ich um 6 Uhr mal wach werde und auf meiner Liege sitze, läuft plötzlich meine rechte Rute ab. Schnell nehme ich die Rute auf, da sie recht ufernah unter überhängenden Büschen und Bäumen platziert ist. Dem Fisch darf es nicht gelingen sich im Gehölz festzusetzen. Mein Kontrahent hängt und lässt sich relativ einfach beiziehen. Ich bin aufgeregt, denn es ist der erste Fisch 2022, und ich will ihn keinesfalls verlieren. Die Jungs sind zur Stelle und alle Kopflampen sind auf das Ufer gerichtet. Er gleitet in den Kescher und als wir Ihn vorsichtig bergen ist es uns klar: Das ist ein Brocken und wir heben ihn vorsichtig in die Abhakmatte. Ich habe Schwierigkeiten ihn zu heben, aber nach einiger Zeit sind die Fotos im Kasten. Christian holt die Waage und kann es kaum glauben. Ein 15 kg Schuppi ist mein erster Fisch 2022, und 2 Tage warten haben sich ausgezahlt!

Überglücklich setzen wir ihn vorsichtig zurück in sein Element und schauen ihm im Schein der Kopflampen hinterher, wie er langsam davon schwimmt. Mega! Wir gehen wieder in die Zelte, aber einschlafen kann ich nicht mehr, denn zu groß ist die Freude und der Adrenalinschub. Es ist schon hell geworden und kurz vor 7 Uhr läuft meine zweite Rute ab. Was ist denn hier los?! Dieser Fisch leistet mehr Widerstand und ist etwas quirliger, was mich vermuten lässt, dass er weniger Gewicht auf die Matte bringen wird. Aber auch ihn lande ich sicher, und kann einen 8 kg Schuppi verzeichnen. Überglücklich gehe ich zum Frühstück über, und der vorletzte Tag kann beginnen.

Heute wollen wir uns mal wieder die Stellen anschauen und denken ggfs. über Stellenwechsel nach, da Marian und Christian ja auch noch zu Ihrem Fisch kommen wollen. Unser Schwanenpaar hat begonnen das Nest noch weiter auszubauen, und sind fleißig damit beschäftigt Stöcke, Gräser und Halme bei zu schleppen. Bislang bleibt es jedoch bei den 2 Eiern im Nest. Mittags liegen die Ruten wieder, teilweise an anderen Plätzen, und es wird die Hühnerleber zubereitet. Zwischenzeitlich konnte Marian seinen ersten Karpfen verhaften mit 8-10 kg. Glückwunsch! Der Mittag verläuft ruhig und natürlich mit einem Schläfchen.

Der letzte Abend ist angebrochen und der Grill wird noch einmal angeschmissen. Ob Schwenker, Grillspieß oder Hähnchenbeine, kein Wunsch bleibt offen. Und so geht es in die letzte Nacht, die allerdings ohne Fischkontakt verläuft. Natürlich bin ich mit meinen beiden Fängen zufrieden, aber irgendwie haben wir etwas mehr erwartet… aber woran es liegt können wir nicht herausfinden. Waren die Fische vielleicht doch eher im mehr sonnenbehafteten Seitenarm, an welchen wir aber leider nicht ran kommen wegen unseren Nachbarn? Oder sind die Fische tatsächlich noch nicht in Fresslaune?

Der letzte Morgen ist angebrochen und nach einem schönen Frühstück werden die ersten Sachen ins Auto gepackt. Egal wie lange man schon angelt, das Einpacken ist immer kacke und macht nicht so viel Spaß wie das Auspacken und Aufbauen. Aber so ist es nun mal. Alles Schöne geht einmal vorbei, und so schießen wir um 11 Uhr das gemeinsame Abschiedsfoto. Ach ja, fast vergessen, um 8 Uhr Morgens habe ich tatsächlich noch einen Lauf. Der Fisch hat allerdings besonders viel Kraft, und schafft es beinahe meine Rute ins Wasser zu ziehen. Zwar gelingt es mir die Rute noch rechtzeitig zu packen bevor sie komplett im Weiher verschwindet, aber leider muss ich dafür ein unfreiwilliges Bad im Weiher nehmen, was Marian und Christian schwer begeistert. Ersatzklamotten habe ich allerdings im Gepäck, so dass ich um 11.30 Uhr dennoch trocken die Heimreise antreten kann. Der Fisch konnte sich übrigens befreien.

Wir werden uns wiedersehen, definitiv, beschließen wir als sich unsere Wege trennen. Mitnehmen tue ich eine absolut relaxte Zeit, und eine friedliche Co-Existenz zwischen dem Schwanenpaar und uns. Wäre dies doch auch bei unserer gesamten Menschheit möglich, aber anscheinend wollen ein paar Verrückte immer höher, schneller und weiter, und haben trotz Geschichtsbüchern nichts dazu gelernt. Vielen Dank lieber Herr Putin für Nichts, und dass du uns Alle so verunsicherst, und andere Menschen ihrem Leben und ihrer Heimat beraubst! Vielleicht kommst du mal mit zum Weiher, in die Natur, und schaust dir mal etwas von unserem Schwanenpaar und uns ab, wie man friedlich nebeneinander existieren kann, ganz ohne Krieg, Waffen und anderem Müll!

Ob Schwanenliebe, Menschenliebe, oder Liebe allgemein… Die Welt ist voll davon und das ist auch gut so, und soll so bleiben! Danke Jungs für diese geile Tour, 2022 hat erst begonnen, und ich bin gespannt was wir dieses Jahr noch so alles zaubern werden.

Petri Heil, Petri Dank, Love&Peace, Make Love not War, Euer Christoph!